Die Braut schön machen
Ob Phytosterol aus der Sojabohne oder Gurkenscheiben, die Kosmetikunternehmen wollen mit einer Vielzahl von Rezepten die Menschheit schöner machen - und damit selbstverständlich auch Geld verdienen. Wer es ganz luxuriös haben möchte, kann den Altersfalten (nicht den Lachfalten) auch mit einem 24-Karat-Gold-Komplex zu Leibe rücken.
Inspiriert von den werbetechnisch gut dokumentierten Erfolgen mit herausgeputzten Models haben sich diese Wunderrezepte auch in der Unternehmerwelt herumgesprochen. Der Stammtisch hat dazu den Spruch „die Braut schön machen“ geprägt. Vielleicht ist bei den Bräutigamen sowieso alle Hoffnung verloren, weshalb die weibliche Form gewählt wurde. Wie auch immer, wenden wir nun den Blick auf die Wirtschaft.
Die Zukunft zählt
Um ein Unternehmen verkaufsfähig zu machen, gehört wesentlich mehr dazu, als den laufenden Jahresgewinn mit kurzfristigen Massnahmen zu verbessern. Obwohl Unternehmen noch sehr oft mit Vergangenheitszahlen bewertet werden, entspricht diese Methode in keiner Weise den Erwartungen der Käufer. Denn niemand kauft die Vergangenheit, sondern die Zukunft. Diese wird durch makro-ökonomische Entwicklungen, Produkte, Dienstleistungen, Kundensegmente, Distributionssysteme, Lieferketten, Fertigungsanlagen, Digitalisierung u.v.m. beeinflusst. Diesen komplexen Zusammenhängen ist nicht mit Gurkenscheiben beizukommen.
Werfen wir einen Blick auf Tesla. Das Unternehmen hat in den letzten 5 Jahren 2.3 Mia $ Verluste eingefahren, währenddem Ford in der gleichen Periode rund 26 Mia. Dollar Gewinne schrieb 1). Trotzdem wird Tesla an der Börse etwa gleich hoch wie Ford bewertet. Eine verrückte Welt? Nein, der Wert von Tesla wird an den Zukunftserwartungen gemessen. Tesla hat keine Probleme, Investoren zu finden, weil diese vom Zukunftskonzept der Elektrofahrzeuge Tesla überzeugt sind.
Bei KMU geht es nicht um Milliardenbeträge. Aber auch hier gilt der Grundsatz, die Zukunft macht das Geschäft.
Paul Stämpfli
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1) NZZ vom 3.4.2017